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Prof. h.c. Dr. rer. nat. habil.

Horst Göring

Dipl.-Biologe

 

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Abnehmen, aber WIE?

29.07.2016

Wohin mit den Pfunden?

Horst Göring

 

Eigentlich sollte es ganz einfach sein: Weniger Essen – weniger Pfunde! Andere meinen zwar: Mehr Training – weniger Pfunde. Das geht auch. Oder gar: Weniger Essen und mehr Training ergeben weniger Pfunde. Es ist aber nicht ganz so einfach wie vielfache Bemühungen zahlloser Menschen mit Übergewicht zeigen. Immer neue und immer ausgeklügelte Varianten zum schnellen Abnehmen werden angeboten, wohl eher zum Kauf angeboten. Zum Kauf – da sollte man aufhorchen! Wer etwas verkaufen will, der denkt meistens zuerst an sein Bankkonto, weniger an den Nutzen, den das Produkt bei dem Käufer bewirkt.

 

Wir essen mehr als wir brauchen.

Aus gutem Grund.

 

Doch zurück zu den überschüssigen Pfunden. Zunächst zu den biologischen Hintergründen dieser Problematik. Wir sollten uns immer wieder daran erinnern, dass eine Zeitspanne von 100.000 bis 200.000 Jahren für die Evolution einen sehr kurzen Zeitraum darstellt. Zu kurz, um wesentliche Veränderungen an den genetischen Grundlagen des Objektes Homo sapiens zu realisieren. Abgesehen von ganz wenigen Eigenschaften wie beispielsweise die Hautfarbe hat sich nicht viel an den Eigenschaften des Menschen geändert. Das heißt aber auch, dass unser Verdauungssystem immer noch demjenigen unserer Vorfahren vor 50.000 oder 100.000 Jahren oder gar mehr entspricht. Er war eben biologisch gesehen ein Allesfresser. Auch Aas verzehrte er, wenn er es anderen Beutetieren abjagen konnte. Davon zeugt der geringe pH-Wert (Säuregrad), den auch heute noch die meisten Menschen haben und der für den Menschen normal ist. Er entspricht dem pH-Wert des Magensaftes der auch heute lebenden Aasfresser. Es gibt natürlich wie überall auch pathologische Abweichungen nach unten, häufiger allerdings nach oben.

 

Nun war aber der Tisch für den Menschen, ebenso wie für die Tiere, nicht immer gleichmäßig gedeckt. Vor allem gab es jahreszeitliche Schwankungen in dem Angebot an Nahrungsmitteln. Sei es, dass in der Frühzeit der Menschen in den afrikanischen Ursprungsregionen Dürreperioden auftraten oder in gemäßigten Klimagebieten lange und harte Winter den Menschen darben ließen. Da war es natürlich, dass in Zeiten reichlichen Nahrungsangebotes Reserven angelegt werden mussten, um die Hungerzeiten besser zu überstehen.

 

Anders ausgedrückt: Wenn genügend Nahrung vorhanden ist, verzehrt der Mensch mehr als zur Erhaltung seines Lebens notwendig ist. Dabei werden Reserven in Form von Fetten angelegt. Wir können das auch heute in der Tierwelt um uns herum beobachten. In der darauf folgenden Winterszeit wird es schwieriger, sich ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Der Körper schaltet seinen Stoffwechsel um, er greift auf seine Fettreserven zurück. Er kann nur hoffen, dass diese bis zum nächsten Frühjahr reichen. Mit anderen Worten: Der Mensch hatte gar nicht die Wahl, zu hungern oder nicht zu hungern. Der Hunger war einfach ein immer wiederkehrender Begleiter des Menschen in seinem Leben. Hungern ist also natürlich, es ist ein Teil des menschlichen Daseins. Auch in den Jahreszeiten mit ausreichendem Angebot an Nahrungsmitteln war der Tisch sicher nicht immer üppig gedeckt. Natürlich betraf es in späteren Zeiten als sich in der Gesellschaft soziale Unterschiede entwickelten nicht immer alle gleichmäßig.

 

Wozu Reserven anlegen, wenn der Tisch immer gedeckt ist?

 

Die Situation, dass sich nicht nur einige, bzw. eine gewisse Schicht der Bevölkerung, sondern ein großer, ja sogar ein relativ sehr großer Anteil der Bevölkerung permanent mit mehr als nur ausreichenden Mengen an Nahrungsmitteln versorgen kann, ist ein Ergebnis der jüngeren Geschichte und ist auf wenige Staaten dieser Welt begrenzt. Erst nach dem zweiten Weltkrieg kam es zu einer Entwicklung der „Wohlstandsgesellschaft“. Die Regale der Lebensmittelmärkte sind im Winter so prall gefüllt wie im Sommer. Das Sortiment ändert sich in den verschiedenen Jahreszeiten nur unwesentlich. Damit haben wir die Möglichkeit, ununterbrochen Reserven anzulegen. Der Fettgürtel wächst und wächst im Winter wie im Sommer.

 

Der biologische Rhythmus der Reservebildung und des Reservebrauches ist ausgehebelt. Manche sind davon mehr betroffen, andere weniger. Das liegt zum Teil an der genetischen Veranlagung, aber nur zum Teil. Anfangs sind die Unterschiede im Verhalten der Menschen häufig nur gering. Der eine verzichtet auf ein zweites Stück Torte, der andere nicht. Der eine nascht zwischendurch mal ein Stückchen Schokolade, mal eine Coca Cola, der andere trinkt nur ein Glas Wasser. Das endet nicht gleich in zusätzlichen Pfunden, aber es verändert allmählich das Essverhalten der Personen. Im Ergebnis dieser unterschiedlichen Verhaltensweisen verspürt der eine immer öfter ein Hungergefühl, der andere nicht. Wenn dann das Hungergefühl uns immer öfter zur Einnahme immer größerer Mengen an Nahrungsmitteln verleitet, immer öfter die Naschkatze in uns weckt, dann ist es häufig für die Einhaltung einer geeigneten Esskultur schon zu spät.

 

Abnehmen! Angebote mit Gefahrenpotential..

 

Nun zu unseren Problemen in der Gegenwart. Unzählige Menschen haben bereits versucht, durch Reduzierung der Kost ihre Pfunde wieder los zu werden. Sehr viele absolvieren zusätzlich Kalorien verbrauchende Trainingsprogramme. Die erwarteten Ergebnisse waren, sofern sie überhaupt eintraten, meist vorübergehender Natur. Den wenigsten hat es etwas gebracht. Natürlich gibt es immer wieder Menschen mit starkem Willen und eiserner Disziplin, die das erstrebte Ziel in der Tat erreichen. Allerdings dürften diese es auch ohne speziell zu kaufende Programme und ohne teure Mittelchen schaffen. Schnell wurde auch erkannt, dass man mit den Problemen anderer Menschen viel Geld machen kann, sehr viel Geld. Das rief dann auch Heiler, Berater und jeder Art Scharlatane auf den Plan, welche mit den tollsten Ideen mehr oder weniger stark betroffenen Menschen schnell wirkende Abhilfe versprechen. Im Angebot sind Kuren und Präparate jeglicher Art, je teurer sie verkauft werden, umso besser sollen sie wirken. Um so mehr sollte man aber auch Zweifel an der Wirksamkeit dieser Angebote hegen. Dieser geschürte Abnehm-Wahn und seine Folgen kosten nicht nur den Betroffenen, sondern auch der Allgemeinheit inzwischen richtig Geld.

 

Mit „rein pflanzlicher“ Pille?

 

Worum geht es eigentlich? Wir wollen abnehmen, aber nicht hungern. Am besten wäre es wohl, wenn man täglich eine Pille schlucken würde, und jeden Tag wäre man um 1 Pfund leichter. Das funktioniert aber so nicht wie wir schon weiter oben gesehen haben. Wir sollten die Chemikalien lieber vergessen. Auch die Empfehlung „rein pflanzlich“ ist nicht überzeugend. Nicht vergessen, dass pflanzliche Gifte auch „rein pflanzlich“ sind. Pflanzen können eine schier unendliche Vielfalt an Inhaltsstoffen produzieren. Darunter befinden sich auch solche, die mit Erfolg für die Erhaltung oder Verbesserung unserer Gesundheit eingesetzt werden. Doch bestehen pflanzliche Präparate selten aus reinen Inhaltsstoffen. Manchmal wissen wir gar nicht, welcher der enthaltenen Stoffe der eigentlich wirksame ist. Häufig ist es auch erst das Gemisch aus verschiedenen Stoffkomponenten, das eine Wirkung zeigt. Auch pflanzliche Präparate können Nebenwirkungen haben.

 

Bestimmte pflanzliche Inhaltsstoffe haben sich seit Jahrhunderten bewährt. Es gibt aber auch traditionell angewendete Präparate, für die eine Wirkung lediglich aus Erfahrung überliefert ist. Mitunter ist ihr Einsatz aber angezeigt, besonders wenn es um weniger schwierige Beschwerden geht. Als Quintessenz aus dem Gesagten, würde ich allen Pillen, Kapseln, Pulvern und Tropfen, die da zum Abnehmen angeboten werden, nicht trauen. Was nun?

 

Das Hungergefühl

 

„Ich habe Hunger!“ Das kann heißen, dass ich essen möchte. Das muss es aber nicht unbedingt, denn ich kann ein Hungergefühl bekommen, weil ich gerade sehe wie ein Vorbeieilender ein leckeres Eis verspeist (oder in ähnlichen Situationen). Ich kann aber auch ein Hungergefühl bekommen, weil es gerade 13.00 Uhr vom Kirchturm schlägt und wir immer um diese Zeit eine Mahlzeit einnehmen. Daran erinnert mich meine innere Uhr (Biorhythmen). Langeweile, Stress u. a. können uns glauben machen, dass wir Hunger haben. Doch gehen wir einmal davon aus, dass ein echtes Hungergefühl vorliegt. Das würde beispielsweise eintreten, wenn unser Glukose-Spiegel im Blut unter einem bestimmten Wert sinkt (Hypoglykämie). Wir werden also Nahrung aufnehmen, dann wird der Glukose-Spiegel im Blut steigen, die Insulin-Ausschüttung ins Blut wird gefördert werden, schließlich wird durch Insulin mehr Glukose in die Zellen der Muskeln, der Leber, der Nieren und auch des Fettgewebes eingeschleust werden.

 

In der Muskulatur und in der Leber wird ein Teil der Glukose als Glykogen gespeichert, in den Fettzellen als Fett. Von den Chemorezeptoren in Darm und Leber werden Signale an das Gehirn gesendet, die zu einem Sättigungsgefühl führen sofern die Mahlzeit eine ausreichende Menge an Nährstoffen enthielt. Zucker und auch Produkte aus Weißmehl werden schnell resorbiert. Dabei wird Weißzucker (Saccharose) in Glukose und Fruktose gespalten, die Stärke des Weißmehls in Glukose. Während durch den Anstieg des Glukose-Gehaltes im Blut die darauf folgende Insulin-Ausschüttung zu Sättigungsgefühlen führt (s. o.), wird durch eine Steigerung des Fruktose-Gehaltes im Blut die Insulin-Ausschüttung nicht gefördert. Fruktose hemmt das Hormon Leptin, ein Sättigungssignal, das permanent von den Fettgeweben freigesetzt wird. Fruktose ruft also kein Sättigungsgefühl hervor, wird in den Geweben weniger gut verarbeitet als Glucose, dient schließlich in der Leber zur Fettsynthese.

 

Leichte Mahlzeit oder der Bissen „Zwischendurch“

 

So erscheinen uns die Zusammenhänge bei einem gesunden Menschen. Es wird aber aus dem Dargelegten schon erkennbar, dass mit Abweichungen von diesem System zu rechnen ist, wenn z. B. Stoffwechselstörungen bei Diabetes mellitus oder Obesitas (Fettleibigkeit) vorliegen. Bleiben wir beim Normalfall. Wir haben schon gesehen, dass es Nahrungsmittel gibt, mit denen man schnell ein Hungergefühl überwinden kann (Zucker und Produkte aus Weißmehl, s. o.). Daraus lässt sich auch die Vorliebe vieler Menschen für den Bissen für „Zwischendurch“ ableiten: Schokolade, feine Zucker- und Backwaren, Kuchen, Torte, Obst usw. Das geht alles seinen Weg wie oben beschrieben. Es fällt damit gleichsam als „Kollateralschaden“ auch immer eine Fettspeicherung mit an. Hier hilft auch keine fettarme Torte. Nicht das Fett in dieser Nahrung, nein, Glukose, das Spaltprodukt der Kohlehydrate, ist die Ursache der Fettspeicherung. Die rasche Resorption der Glukose und ihr schneller Umsatz im Stoffwechsel bedingen schon bald erneut ein Hungergefühl. Es kann sogar in Heißhunger ausarten.

 

Low fat? Low carb? Und Proteine?

 

Jahrzehnte lang wurde uns von Fachleuten der Medizin und der Ernährungswissenschaft empfohlen, uns von Fetten fern zu halten. Butter, ein wichtiges Nahrungsmittel für den Menschen über Jahrtausende, wurde aus der Küche verbannt. Auch tierisches Eiweiß sollte nur begrenzt genossen werden. Wir wurden umdirigiert auf den Verzehr von Kohlenhydraten und Soja-Produkten. Welcher Schaden ist dabei für die Gesundheit unzähliger Menschen entstanden! Doch Niemand ist verantwortlich. Heute gibt es andere Empfehlungen. Doch wer soll diesen Koryphäen jetzt noch Glauben schenken? Immerhin wissen wir heute, dass „low fat, high carb“ nicht nur falsch, sondern ganz eindeutig schädlich war.

 

Vom Nutzen der richtigen Fette

 

Wir sind immer noch nicht weiter mit unseren Überlegungen. Was sollen wir gegen das Hungergefühl tun? Eigentlich ist es seit jeher bekannt, dass eine gute Mahlzeit mit Fett zubereitet eine lang anhaltende Wirkung auf unser Sättigungsgefühl hat. Es ist auch in der Wikipedia nach zu lesen: „Vollkornprodukte und fett- oder eiweißreiche Lebensmittel verzögern den Blutzuckeranstieg und halten den Zuckerspiegel nach einer Mahlzeit für längere Zeit konstant.“ Fetthaltige Mahlzeiten sättigen also stärker und anhaltender als fettarme Mahlzeiten. Doch Fett ist nicht gleich Fett. Die Butter wurde über Jahrzehnte verdächtigt, den Cholesterin-Spiegel im Blut anzuheben und damit verantwortlich, bzw. mitverantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein. Ganz zu Schweigen vom Schmalz. Schuld daran sei der Anteil an gesättigten Fettsäuren. Da musste auch das Kokosöl gleich mit unter die Anklage fallen, obwohl das mit keiner Studie belegt wurde. Es reichte die Erkenntnis aus, dass Kokosöl eben nur aus gesättigten Fettsäuren besteht. Welche fatalen Fehlinterpretationen!

 

MCT-Öle

 

In einigen Laboratorien wurde weiter geforscht. Inzwischen wissen wir, dass es sich bei den Fettsäuren der Triglyceride des Kokosöls um mittellange Fettsäuren (middle chain triglycerides), den sogenannten MCT-Ölen) handelt. Diese bestehen aus Kohlenstoffketten mit 8 oder 10 Kohlenstoffatomen, nämlich Capryl- und Caprinsäure. Die meisten Öle und Fette enthalten vorwiegend LCT, d. h. Triglyceride mit langen Fettsäureketten. Die Verstoffwechselung der LCT und MCT erfolgt im Körper auf unterschiedlichen Wegen.

 

Die Fettsäuren der LCT-Moleküle werden in der β-Oxidation jeweils um 2 C-Atome verkürzt unter Bildung von Acetyl-CoA und dienen dabei der Energiegewinnung, sie können aber auch mit Hilfe von Insulin über die Blutbahn in die Fettgewebe transportiert werden und so die Fettspeicher weiter auffüllen. Demgegenüber werden MCT-Moleküle direkt in die Leber transportiert und dort in Ketone umgewandelt. Ketone gelangen dann über die Blutbahn in die verschiedensten Gewebe und werden in den Energie-Fabriken der Zellen (Mitochondrien) rückstandsfrei unter Energiegewinnung verstoffwechselt (verbrannt). Sie können in der Blutbahn auch die Gehirnschranke überwinden und den Neuronen des Gehirns als geeignete Energiequelle dienen, was besonders bei Mangel an Glukose im Blut von großer Bedeutung sein kann.

 

Nicht den Stoffwechsel amputieren!

 

Bei einer Analyse der Effektivität der verschiedensten Diäten zum Abnehmen ergibt sich die zwingende Schlussfolgerung, dass man keinesfalls den Stoffwechsel in die richtige Bahn steuern kann, wenn man eine der großen Stoffklassen extrem reduziert. Natürlich kann man beispielsweise nicht die Fette extrem reduzieren ohne Störungen im Stoffwechselgeschehen zu induzieren, die auch, meist temporär, zu Gewichtsverlusten führen. Ganz zu schweigen, von möglichen „Kollateralschäden“ der Gesundheit, die dabei nicht zu vermeiden sind. Wenn unsere Vorfahren hungerten, dann fehlte es mehr oder weniger stark an allen Stoffklassen der Nahrung. Man muss sich auch sehr wundern, wenn immer wieder exakt ausgearbeitete Diätpläne angeboten werden, wenn auf strikte Einhaltung genauer Proportionen bestimmter Bestandteile der Nahrung gedrungen wird.

 

Der Mensch war im Verlaufe der Evolution immer wieder Änderungen in der Zusammensetzung seiner Nahrung ausgesetzt gewesen. Das Verdauungssystem des Menschen und der damit im Zusammenhang stehende Stoffwechsel sind an variierende Bestandteile der Nahrung bestens angepasst. Wir brauchende die variierende Nahrung. Im Stoffwechsel existieren die dazu erforderlichen Regulationssysteme. Es muss immer wieder betont werden, dass dies für den gesunden Menschen zutrifft. Bei Krankheiten wird der behandelnde Arzt auch andere, meist temporär wirkende Entscheidungen treffen müssen.

 

Und der Ausweg?

 

Der Weg ist relativ einfach: Nahrungsrestriktion. Mit anderen Worten: Weniger Nahrung aufnehmen. Wenn da nicht das Hungergefühl wäre! Wir hatten ja schon ausgemacht, dass wir den Ausweg im Fettstoffwechsel suchen müssen. Dazu sollte unsere Nahrung einen bestimmten Anteil an MCT-Ölen haben, d. h. den Bestandteilen des Kokosöls mit dem hohen Anteil an mittellangen Fettsäureketten, die in der Leber zu Ketonen umgewandelt werden. Sie ergeben ein starkes und anhaltendes Sättigungsgefühl. Wenn noch eine allgemeine Bemerkung zu unserer Ernährung gemacht werden soll, so sei es die Feststellung, dass für einen gesunden Menschen 2 Mahlzeiten pro Tag auch reichen würden. Schon gar nicht sollte immer wieder zwischendurch häppchenweise genascht werden. Man könnte dann abgesehen vom Morgenkaffee mit einer Schwarzbrotschnitte, bestrichen mit Kokosöl, eine Mahlzeit zur frühen Mittagszeit und eine zweite nicht zu spät am Abend einnehmen.

 

Für mich bietet sich eine andere Variante an, da ich morgens einige Medikamente einnehmen muss. Diese sollte man in der Regel nicht auf leeren Magen nehmen. Deshalb stelle ich mir ein eher moderates Frühstück zusammen.

 

Frühstück ca. 8:00 Uhr:

 

Ein Glas Wasser (mitunter auch mal ein Glas Obstsaft), eine Tasse Kaffee.

1-2 Scheiben Vollkornbrot, dazu nicht zu knapp bestrichen mit Kokosöl, z. T. aber auch mit Butter. Wahlweise Wurst, Schinken, Käse. Gern esse ich dazu auch Tomate, Radieschen, Zwiebellauch o. ä. Mitunter beende ich mein Frühstück auch mit einem Stückchen Brot mit Butter und Konfitüre. Das Frühstück sollte insgesamt nicht zu üppig, aber ausreichend sein. Wenn es in irgend einer Weise eine Beschränkung gibt, dann ist dies bei den Kohlenhydraten der Fall, aber nur moderat.

 

„Dinner“ ca. 18:00 Uhr:

 

Ein Glas Wasser, 1-2 Tassen Tee (mitunter auch ein kleines Bier).

Gegessen wird sehr unterschiedlich, meist warm. Vom Eintopf bis Brote mit Schinken, Lachs (aus Wildfang) und verschiedenen anderen Zutaten sollte man variiren. Frische Gurken Tomaten und, und ... wieder nicht zu üppig, aber ausreichend.

 

Und wenn zwischendurch?

 

Natürlich ist die Zeit zwischen Frühstück und „Dinner“ mit ca. 10 Stunden ziemlich lang. Sollte sich in dieser Zeit, vor allem in der Anfangsphase, tatsächlich mal ein Hungergefühl einstellen, bzw. man verspürt plötzlich Appetit auf einen Häppchen, dann auf keinen Fall zu Süßigkeiten greifen (!). Da gibt es eine andere Möglichkeit. Ein ganz kleines Stückchen Brot mit einer richtigen Messespitze Kokosöl überwindet derartige Anfechtungen.

 

Oder man greift auf ein Gemisch aus verschiedenen Nüssen zurück. An Fertig-Gemischen bietet sich Studentenfutter an. Man sollte diesem vielleicht noch eine richtige Portion geschälter Kürbiskerne und/oder Mandeln beigeben. Trockene Cranberry oder ein Beerengemisch können das Gemisch noch aufbessern. Aus diesem Gemisch kann man mehrmals am Tage eine kleine Portion (was man mit 3 oder 4 Fingern fassen kann) „vernaschen“. Nüsse rufen auch ein Sättigungsgefühl hervor. Immerhin enthalten sie ca. 60% Fett. Leider ist die Zusammensetzung der ungesättigten Fettsäuren nicht sehr günstig. Es sind vorwiegend Omega-6-Fettsäuren und nicht die für unsere Nahrung besser geeigneten Omega-3-Fettsäuren. Doch in diesen Mengen ist das unerhblich.

 

Zwischenbemerkung

 

Das war meine Umsetzung der dargestellten Vorstellungen. Ich bin immerhin 84 Jahre halt, schon etwas langsam zu Fuß, sonst aber ziemlich fit. An den meisten Tagen arbeite ich 2 – 3 Stunden körperlich im Garten, nicht an jedem Tag, aber häufig. Auch meine Fitness-Geräte machen mich alle paar Tage warm. Trotzdem hat natürlich ein junger Mensch einen viel höheren Kalorienverbrauch als ich. Dann sollte er sich nicht unbedingt nach meinen Beschränkungen richten. Jeder sollte sein Programm umsetzen ausgehend von seiner eigenen Situation.

 

Und wie soll man eine solche Diät einordnen und was ist noch zu beachten?

 

Im Wesentlichen ist es eine „begrenzte Nahrungsaufnahme“ (nutrition restriction) mit natürlich unterdrücktem Hungergefühl mittels Kokosöl oder MCT-Öle. Mit der Einstellung des Kohlenhydratanteils an der gesamten Nahrung kann man die Wirksamkeit etwas variieren.

 

Eigentlich wollte ich gar nicht eine Abnehmphase einleiten. Es sollte nur eine Umstellung auf eine gesündere Ernährung sein. Doch dann zeigte die Waage nach 2 Wochen fast 5 kg weniger an. Deshalb erhöhte ich den Kohlenhydratanteil leicht. Wenn ich in 2 Wochen ca. 1 kg abnehmen sollte, würde mir das durchaus reichen. Insgesamt könnte ich noch ca. 5 kg entbehren. Das kann ruhig gemächlich erfolgen. Es sollte auch langsam erfolgen, dann brauchen wir auch keine Nebenwirkungen bzw. Belastungen des Körpers befürchten.

 

Insgesamt enthalten diese Überlegungen nichts, was wirklich neu wäre. Es handelt sich hierbei um bekannte Abläufe des Stoffwechsels und der Regulation grundsätzlicher Stoffwechselwege. Es muss nur noch einmal davor gewarnt werden, Abweichungen dieser Überlegungen so weit zu treiben, dass schließlich doch ein Diät mit starker Reduzierung der Kohlenhydrate und übertriebenem Fettanteil wird, sozusagen ein „low carb, high fat“ Diät. Die Erfolge könnten sich zwar dann stärker und schneller einstellen, aber mit erhöhtem Gefahrenpotential. Es könnte sich beispielsweise eine Ketoazidose entwickeln, die durch zu starke Akkumulation von Ketokörpern (ß-Hydroxybuttersäure, Azetessigsäure und Aceton) im Blut entsteht.

 

Es soll deshalb nochmals darauf hingewiesen werden, dass sich diese Betrachtungen auf den gesunden Menschen beziehen. So kann starker Insulin-Mangel allein schein eine Ketoazidose hervorrufen. Auch Alkohol in größeren Mengen kann zu einer alkoholischen Ketoazidose führen. In unklaren Fällen – wie immer – seinen Arzt um Rat fragen. Schließlich ist eine Gewichtsabnehme, insbesondere eine bewusst eingeleitete schnelle Gewichtsabnahme, immer eine Belastung für den Körper. Sie sollte immer unter Kontrolle eines Arztes erfolgen. Ich würde mich deshalb immer nur für eine langsame Gewichtsabnahme entscheiden. Doch auch dann können mitunter ungewollt gleich zu Anfang schnell einmal 3-5 kg purzeln. Davon muss man sich nicht nervös machen lassen. Bei einer Gewichtsabnahme geht immer etwas Wasser den Bach herunter. Das können auch schon einmal 2-3 kg sein. Hieraus folgt zugleich, dass man nicht versuchen sollte, durch geringere Flüssigkeitsaufnahme den Abnehm-Effekt zu verstärken. Im Gegenteil, man muss eher mehr als gewöhnlich trinken:

Wasser! Wasser! Und noch einmal Wasser!

 

Dr. rer. Nat. habil. Horst Göring

Dipl.-Biologe

horst-goering@online.de

http://horst-goering1.de

 

PS Ich bin Biologe und beschäftige mich mit obiger Problematik aus rein wissenschaftlichem Interesse. Ich stelle keine Diagnosen, behandle und heile nicht. Wenn Sie medizinische Probleme haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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