170714
Teil 1. Was erwartete den Menschen als er auf die Erde kam?
Der Mensch ist nicht aus dem Nichts entstanden. Die Bausteine des Lebens und die Gestaltungsmöglichkeiten waren bereits vorhanden. Wenn gleich wir möglicherweise noch nicht alle Vor- und Zwischenstufen seiner Vorfahren kennen, so trat er mit vielen Veränderungen in die Vielfalt der Lebewesen ein. Er erschien nicht als das alles beherrschende Wesen. Als biologisches Wesen war er für ganz bestimmte Bedingungen angepasst. Unter diesen musste er sich behaupten, unter diesen begann er seine soziale Entwicklung. Seine biologische Entwicklung war im Wesentlichen abgeschlossen. Seine genetischen Veränderungen sind seitdem eher rar. Deshalb ist es auch so wichtig, seine Eigenschaften und Fähigkeiten als biologisches Objekt richtig zu verstehen. So verändert sich sein Verdauungssystem nicht, nur weil er immer mehr verarbeitete Nahrung aufnehmen muss.
Um ihn richtig zu verstehen, die besten Bedingungen für ihn in der heutigen Zeit zu schaffen, müssen wir erforschen und berücksichtigen wie er seinen Lebensweg auf unserem Planeten begann. Das erfordert, nach den großen Zusammenhängen zu suchen, Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und sie zu ordnen. Daraus ergeben sich zunächst vier wesentliche Komplexe für unsere Betrachtungen: Äußere Bedingungen, Nahrung, Entschlackung und Überlebensfähigkeit bzw. Widerstandskraft.
- Äußere Bedingungen
Temperatur
Die wohl wichtigste äußere Bedingung für unseren fernen Vorfahren war zweifelsohne die Umgebungstemperatur. Als homoiotherme bzw. idiotherme (gleich- bzw. eigenwarme) Lebewesen, zu denen Säugetiere und Vögel zählen, verfügen sie über eine gut funktionierende Temperaturregulation. Unter welchen äußeren Temperaturbedingungen startete der Homo sapiens seine Reise durch die Evolution? Die ersten Funde wurden in Ostafrika entlang des Afrikanischen Rifts gemacht. Die Analyse der Funde ergab, dass er dort vor 180.000 oder 200.000 Jahren lebte. Nach neuesten Forschungsergebnissen lebten seine direkten Vorfahren und auch andere Vertreter der Gattung Homo schon vor etwa 300.000 Jahren, und zwar auch an anderen Orten Afrikas. Die Fundstellen reichen von Süd- bis Nordafrika.
Erdgeschichtlich befinden wir uns aber in einem neuen Eiszeitalter, das schon über zwei bis drei Millionen Jahre andauert, das Pleistozän. Der Beginn dieses Zeitalters geht auf den Zusammenstoß Nord- und Südamerikas zurück. Seitdem kommt vermehrt warmes Wasser aus der Karibik über den Golfstrom in den Nordatlantik. Dies führte im Norden zu verstärkten Schneefällen, damit zur verstärkten Reflektion des Sonnenlichtes und zu einer Abkühlung. Auf der Nordhalbkugel entstanden dauerhaft Eisflächen. Eine Situation die sich im Großen und Ganzen bis heute erhalten hat.
In den Eiszeiten gibt es immer wieder Klimaschwankungen, die ausgeprägt als Warm- oder Kaltzeiten erscheinen. Seit 10.000 Jahren befinden wir uns in einer solchen, relativ stabilen, Warmzeit, dem Holozän.
Klimadaten aus dem Wostok-Eisbohrkern: Temperaturverlauf (rot) und Kohlendioxid-Gehalt (gelb) der Atmosphäre in den letzten 400.000 Jahren. Weiß dargestellt: Veränderungen der Exzentrizität der Erdumlaufbahn. Quelle der Wostok-Daten: http://www.ncdc.noaa.gov/paleo/icecore/ antarctica/vostok/vostok.html
Vor 8.000 Jahren stellte sich eine Abkühlung ein. Sie soll die Folge der Eisschmelze in Nordamerika gewesen sein. Es hatte sich ein riesiger Schmelzwasser-See, der Agassizsee, gebildet, der sich dann den Weg in den Nordatlantik bahnte. Die Abkühlung hielt etwa 200 Jahre an. Auf der Nordhalbkugel der Erde folgte die nächste Abkühlung vor 6.000 Jahren. In dieser Zeit trocknete u. a. die Sahara aus. Vor 2.400 Jahren begann die etwa 600 Jahre andauernde „römische Warmzeit“, gefolgt von einer Kälteperiode von 300 bis 600 unserer Zeitrechnung, welche die Völkerwanderung auslöste. Zwischen dem 8. Und 13. Jahrhundert kam es wieder zur Erwärmung, die „mittelalterliche Warmzeit“. Als letzte stärkere Klimaabweichung wurde die von 1500 bis 1850 dauernde „kleine Eiszeit registriert.
Aus den bekannten Befunden ist abzuleiten, dass unsere Vorfahren eher in einer Kaltzeit der letzten Eiszeit diese Welt betraten. Während des Maximums der Eiszeiten waren große Teile Großbritanniens, der Nordsee, aber auch Dänemark und Norddeutschland von riesigen Gletscherzungen bedeckt. England war zu dieser Zeit noch mit Europa verbunden. Erst vor ca. 180.000 Jahren durchbrachen riesige Wassermassen die Kreidefelsbarrieren, die ihnen den Weg in den Atlantik versperrten. Wasser, das sich in der Nordsee aus Schmelzwasser und aus den Zuflüssen aus Themse und Rhein aufgestaut hatte, gruben ein tiefes Tal zwischen der britischen Insel und Europa.
Wie aber weiter oben schon gesagt, kamen unsere Vorfahren aber in Afrika auf die Welt. Nun verbinden wir Afrika gewissermaßen immer mit Wärme oder gar Hitze. Im welchem Temperaturbereich befand sich zu dieser Zeit Afrika? Auch in Afrika war die Temperatur bedeutend kälter als heute. Östlich des afrikanischen Rifts erstreckten sich Savannen mit spärlichem Baum- oder Strauchwuchs. Hier war es auch relativ trocken, da sich die Wolken an den westlichen Berghängen des Afrikanischen Rifts abregneten. Zu jener Zeit existierten parallel verschiedene Australopithecus-Arten und zumindest zwei Homo-Arten, nämlich H. neanderthalensis und H. sapiens. Sie durchlebten eine, evtl. sogar drei kurze Warmzeiten. In der letzten Warmzeit lagen die Durchschnittstemperaturen um fast 5°C höher als diejenigen, die zwischen 1960-1990 gemessen wurden. Jedoch war die längste Zeit, ein Großteil des Pleistozän, geprägt von Temperaturen, die um 4 bis 10°C niedriger lagen als in unserer Zeit. Wir wissen aber, dass die Temperaturschwankungen in Äquatornähe weit aus geringer waren. Entlang des Afrikanischen Rifts existierten zu dieser Zeit relativ günstige Temperaturen zum Überleben unserer Vorfahren.
Jedoch konnte die Körpertemperatur bei starker Belastung der Muskulatur, beispielsweise beim Jagen oder auf der Flucht, rasch ansteigen. Schutz vor Überhitzung bot ihnen die unendlich große Anzahl an Schweißdrüsen. Die Verdunstung des Wassers an der Körperoberfläche konnte für sehr starke Abkühlung sorgen. Das war eine sehr nützliche Eigenschaft für den modernen Menschen, die sich durch den Verlust einer starken Behaarung bzw. eines Felles entwickelt hatte.
Andererseits war das aber anscheinend auch die Ursache dafür, dass er über einen sehr langen Zeitraum auf das Leben in dieser Umgebung angewiesen war. In Regionen mit tieferen Temperaturen, auch jahreszeitlich begrenzten, konnte er erst vordringen, nachdem er Fortschritte in der Entwicklung von Schutzmitteln vor Kälkte entwickelt hatte. Er musste die wärmende Körperbehaarung seiner Vorfahren ersetzen durch neu zu entwickelnde „Werkzeuge“ für die Herstellung von Körperbedeckung und Schutzräumen. Sei es durch Übervölkerung der ursprünglichen Gebiete, durch Verringerung des Nahrungsangebotes oder durch klimatische Schwankungen, unsere Vorfahren machten sich auf den Weg. Das war der Beginn der Migration. Unter den neuen Bedingungen wuchsen auch die Herausforderungen. Insbesondere die Migration in kältere nördliche Regionen erforderte die Entwicklung weiterer handwerklicher Fähigkeiten.
Sonne/UV-Strahlung
Neben der Temperatur gab es einen weiteren physikalischen Umweltfaktor, der von essentieller Bedeutung für das Überleben unserer Vorfahren unter den Äquator-nahen Bedingungen war. Das war die Sonneneinstrahlung, genauer gesagt, die Einstrahlung des UVB-Anteils der Sonne. Der B-Bereich der UV-Strahlung versorgt den größten Teil der Tierwelt mit dem Pro-Hormon Cholecalciferol, das uns besser bekannt ist als Vitamin D. Gut untersucht und bestens bekannt ist die Wirkung des daraus gebildeten Hormons Calcitriol für die Aufnahme von Kalzium im Darm. Eine ausreichende Kalzium-Versorgung ist die Voraussetzung für den Knochen-Stoffwechsel und damit für die Knochen-Entwicklung.
Ein Mangel an Vitamin D wird verantwortlich gemacht für die Missbildungen bei der Knochen-Entwicklung. Bekannt sind insbesondere die Folgen eines Vitamin D-Mangels im Zusammenhang mit den Skelettveränderungen, die als Rachitis beschrieben werden. Doch sind die Folgen auch bei anderen Knochen-Entwicklungen zu erkennen, beispielsweise bei Wachstumsschmerzen bei Kindern, bei den unzureichend ausgebildeten Kiefernknochen und den daraus resultierenden „schiefen Zähnen“ beim Wechsel der Milchzähne, bei Osteomalazie und Osteoporose.
Soweit besteht ein breiter Konsens auch mit der offiziellen Schulmedizin. Doch UVB-Strahlen bzw. Vitamin D können mehr. Hier scheiden sich die Geister. Da die zusätzlichen positiven Wirkungen vorwiegend mit der Widerstandsfähigkeit des Körpers zusammenhängen, soll dieser Aspekt später besprochen werden.
In der Nähe des Äquators ist die Sonneneinstrahlung weit mehr als ausreichend für die Versorgung des Menschen mit Vitamin D. Sie ist sogar so hoch, dass die UV-Strahlung Schäden an der Haut verursachen kann. Davor waren unsere Vorfahren geschützt durch eine starke Hautpigmentierung. Das eingelagerte Melanin absorbierte einen großen Anteil der UV-Strahlung und schützte somit biologische Komponenten der Haut wie DNA, Proteine u. a. vor Schäden. Unsere Vorfahren konnten unter diesen Bedingungen nur mit Hilfe der starken Pigmentierung der Haut überleben. Mit anderen Worten: Unsere Vorfahren hatten eine schwarze (dunkle?) Hautfarbe.
Vielleicht klingt diese Feststellung für manch einen Leser überraschend. Wer hatte denn je davon gehört, dass Adam und Eva eine schwarze Hautfarbe besaßen? Wie sah es dann mit unserem Schöpfer aus. Daraus ist aber auch leicht zu folgern, dass Wissenschaft und Glauben nicht zwei Seiten einer Medaille sind, sondern doch zwei unterschiedliche Medaillen. Allerdings ist Europa nicht die Welt. So wird diese Erkenntnis bei Christen in Afrika oder Südamerika weitaus weniger Überraschung auslösen als bei Christen in Europa. (Interessantes kann man auch unter Schwarze Madonna nachlesen.)
Im Zusammenhang mit der Migration des Menschen spielt die Pigmentierung der Haut eine bedeutende Rolle. Diesem Problem soll später ausführlicher nachgegangen werden.